Zweite Hand, erste Wahl

Wer gebrauchte Kleidung kauft, schont seinen Geldbeutel und die Umwelt. Viele Secondhandgeschäfte laden zum Stöbern ein. Daneben gibt es auch zahlreiche Plattformen, auf denen man kaufen und auch verkaufen kann.

Text: Sarah Hörmann

Zwischen historischen Holzbalken und gemütlichen Teppichen stöbern zwei junge Frauen durch Kleiderstangen voller bunter Schätze. Während draußen die Fußgänger vorbeieilen, scheinen die Uhren im Laden langsamer zu ticken, denn hier geht es nicht um schnellen Konsum, sondern um Stil, Nachhaltigkeit und um ganz besondere Fundstücke.

Die liebevoll gestaltete Boutique Villa Vintage in der malerischen Altstadt Esslingens existiert seit zwei Jahren. Gegründet wurde sie von Larissa Schmidt, die bereits seit ihrer Jugend für Secondhandmode brennt. „In der Nähe meiner Schule in Stuttgart gab es einen Secondhandladen. Da bin ich zum ersten Mal reingegangen, einfach aus Neugier, und habe direkt meine Leidenschaft entdeckt“, erzählt sie. Dieses besondere Einkaufserlebnis möchte sie heute weitergeben.

Gebraucht ist gefragt

Studien belegen, dass Secondhand kein Nischentrend mehr ist. Laut einer Umfrage des Portals Momox aus dem Jahr 2024 haben bereits 43 Prozent der Deutschen schon einmal gebrauchte Kleidung gekauft. Das bestätigt auch der Eindruck von Larissa Schmidt: „Besonders bei Jüngeren ist die Nachfrage stark gestiegen, und auch ältere Generationen sind offener. In meinen Laden kommen oft auch Secondhandneulinge, die erst auf den zweiten Blick bemerken, dass sie in einem Secondhandgeschäft stehen.“ Denn die Villa Vintage hat mit dem Look chaotischer Altkleiderläden nichts zu tun. Larissa Schmidt setzt auf gemütliche Einrichtung und gute Qualität.

Wer bei ihr etwas verkaufen möchte, vereinbart einen Termin und bringt die Stücke mit. Vor Ort werden sie unter die Lupe genommen. „Wir nehmen nur Teile hochwertiger Marken in gutem Zustand, also nicht zu abgetragen oder verwaschen“, betont Schmidt. Verkauft wird auf Kommission: Die Kleidung bleibt zwei Monate im Laden. Was danach an der Stange hängt, wird wieder abgeholt oder auf Wunsch an wohltätige Organisationen gespendet.

Nachhaltigkeit und Preisvorteile sind laut Momox die Hauptgründe für den Kauf gebrauchter Kleidung (siehe Grafik). „Es gibt so viele Kleidungsstücke auf der Welt, die man noch gut tragen kann, da braucht es nicht immer Neues“, sagt Schmidt. „Dafür gibt es diese auch zu deutlich günstigeren Preisen. Die meisten Teile in der Villa Vintage liegen bei etwa einem Drittel des Originalpreises.“

Dass Secondhand mehr ist als nur Schnäppchenjagd, zeigen auch die Emotionen, die viele damit verbinden. Rund ein Viertel der Shopper empfindet vor allem Verantwortung und Spaß. Neulingen in der Secondhandwelt gibt Schmidt einen Tipp für den Einkauf: „Genug Zeit ist wichtig – zehn Minuten reichen nicht. Jedes Teil hängt nur einmal im Laden, und Schnitte fallen unterschiedlich aus. Einfach stöbern und anprobieren.“

Schätze aus dem Netz

Secondhand boomt nicht nur in Boutiquen wie der Villa Vintage. Immer mehr Menschen nutzen auch Online-Plattformen zum Kauf und Verkauf von gebrauchter Kleidung. Das ermöglicht gezieltes Suchen nach Marken, Größen oder speziellen Stücken. Knapp ein Viertel der Secondhandkunden kauft bei Plattformen wie Vinted oder Kleinanzeigen (ehemals Ebay Kleinanzeigen), und jeder Zehnte nutzt spezialisierte Shops wie Momox Fashion. Unterschiede zwischen ihnen bestehen hauptsächlich in den Verkaufsfunktionen.

Gut abgelichtet. Wer Artikel über das Internet verkaufen möchte, sollte darauf achten, die Stücke attraktiv zu fotografieren.

Auf Plattformen wie Vinted, Kleinanzeigen und Facebook Marketplace stellen Privatpersonen Artikel ein, die von anderen gekauft werden können. Besonders Kleinanzeigen und Facebook Marketplace setzen dabei auf regionalen Handel – viele holen die Ware persönlich ab. Die Entfernung lässt sich dabei über Filter eingrenzen. Auch der Versand der Gebrauchtware ist oft möglich.

Bei Vinted wiederum dominiert der Handel via Postversand. Käufer tragen die Versandkosten und eine geringe Käuferschutzgebühr. Die Plattform stellt ein Etikett bereit, nur das Paket muss der Verkäufer selbst zur Post bringen. Mit der Ausweitung auf Frankreich, Italien und weitere Länder sind Angebot und Käuferpool der Plattform deutlich gewachsen.

Momox Fashion setzt auf ein ähnliches Prinzip wie die Villa Vintage. Verkäufer schicken Kleidung gesammelt ein, erhalten einen Festpreis, und der Shop verkauft die Stücke weiter – ohne Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer.

Stöbern und Sparen. Wer in Secondhandläden einkauft, entdeckt öfter Schätze als beim Kauf auf Online-Plattformen.

Auch große Anbieter wie H & M oder Zalando machen inzwischen mit. H & M verweist über die Kategorie Pre-Loved auf den Partner Sellpy, der ähnlich wie Momox Fashion agiert. Zalando hingegen bietet Kunden die Möglichkeit, Teile zurückzuverkaufen. Sie fließen dann in den sogenannten Pre-owned-Bereich des Shops, wo sie gemeinsam mit dem regulären Sortiment im Warenkorb landen können. Die Vorteile für Käufer sind hier vor allem die Kontrolle und die Abwicklung über den Shop.

Augen auf beim Online-Kauf

So groß die Auswahl online auch ist: Unsicherheiten bleiben. Laut einer Umfrage von Idealo sorgt sich über die Hälfte der Befragten über den Zustand der Artikel, und fast vier von zehn Personen sehen fehlende Gewährleistung oder Garantie als Barriere. Hinzu kommen reale Risiken durch raffinierte Betrugsmaschen, die sowohl Käufer als auch Verkäufer um Geld oder Ware bringen können.

Oft imitieren Betrüger das Design und die Sprache der Plattformen, etwa von Vinted oder Kleinanzeigen, und versenden gefälschte Zahlungsbenachrichtigungen. Eine gängige Methode: Nach einer Einigung über den Preis verschicken die Betrüger eine Zahlungsaufforderung – meist mit einem Link auf eine externe Seite. Dort sollen ahnungslose Nutzer dann Kreditkartendaten oder andere sensible Informationen eingeben. Die Masche wirkt auf den ersten Blick seriös, ist aber reiner Datenklau.

Einkauf mit Stil. Larissa Schmidt führt einen Secondhandladen in Esslingen. Der Vorteil gegenüber Onlineplattformen: Die Kunden können die Ware selbst genau vor dem Kauf prüfen.

Auf Plattformen für den Handel zwischen Privatpersonen ist oft kein Käuferschutz integriert. Wer dort Ware ohne echte Absicherung versendet, geht ein Risiko ein, etwa beim Bezahlen außerhalb des offiziellen Systems. Transaktionen über Methoden wie Paypals „Freunde und Familie“ sind nicht rückverfolgbar.

Wer online secondhand kauft oder verkauft, sollte deshalb einige Grundregeln beachten: immer über die offiziellen Wege der Plattform kommunizieren. Niemals auf externe Links klicken, keine Zahlungen über nicht abgesicherte Methoden leisten. Im Zweifel hilft ein Blick auf das Nutzerprofil. Fehlen Bewertungen oder wirkt das Angebot auffällig günstig, ist Vorsicht geboten. Und bei lokalen Deals gilt: bar bezahlen und persönlich treffen, möglichst nicht allein.

Traditionelle Ladengeschäfte wie die Villa Vintage bieten in dieser Hinsicht ein ganz anderes Maß an Vertrauenswürdigkeit. Hier wissen Kunden, mit wem sie es zu tun haben. Es wird geprüft, sortiert und persönlich beraten – ganz ohne Versandetiketten oder Fake-Nachrichten.

 

Wichtige Secondhandportale

Gute Gebrauchtartikel gibt es auf vielen Plattformen. Teilweise kann man auch Dinge anbieten. Eine Auswahl.

  • Vinted: Kleidung, Haushaltsartikel, Elektronik, Sammlerartikel, Sport und mehr. vinted.de
  • Kleinanzeigen: alles von Kleidung über Immobilien bis zu Dienstleistungen. kleinanzeigen.de
  • Facebook Marketplace: von Fahrzeugen über Möbel bis zu Kleidung und Sportartikeln. facebook.com/marketplace
  • Momox Fashion: ausschließlich geprüfte Markenmode. momoxfashion.com
  • Sellpy: geprüfte Kleidung, Bücher, Spiele und Elektronik. sellpy.de
  • Zalando: Secondhandmode aus dem Zalando-Sortiment. zalando.de

Fotos: Adobe Stock, Gunnar Erth; Illustrationen: freepik.com

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