Wenn Fans Aktionäre werden

Einige namhafte Fußballklubs spielen auch an der Börse mit. Damit bieten sie Anlegerinnen und Anlegern die Chance, am Milliardengeschäft mit dem runden Leder mitzuverdienen. Doch ein Investment in die Kickeraktien hat seine Tücken.

Text: Thomas Luther

Toll gekämpft, viele Torchancen gehabt, aber am Ende verloren: Für die Fans von Borussia Dortmund (BVB) war die Niederlage im Champions-League-Finale 2024 eine Enttäuschung. Für die Aktionäre des Traditionsklubs indes war das 0:2 gegen Real Madrid im Wembley-Stadion vor allem eins: teuer. In den Tagen danach stürzte die Aktie von rund 4,10 Euro auf 3,45 Euro ab – ein Minus von 15 Prozent. Viele BVB-Investoren sahen die vertane Chance, mit dem höchsten Titel im Vereinsfußball neue Sponsoren- und Werbegelder in die Klubkasse zu bekommen. Die hätten in Spieler investiert werden können.

Der BVB ist einer von 13 börsennotierten Klubs in Europa. Auf der Liste stehen so traditionsreiche Namen wie Sporting Lissabon, Ajax Amsterdam, Manchester United und Juventus Turin. Von den 18 Bundesligisten sind die Dortmunder bislang die Einzigen geblieben. Dafür hatte der BVB Mitte 2019 Gesellschaft von einem unterklassigen Klub bekommen: der Spielvereinigung Unterhaching. Mit rund 14 Millionen Euro Marktkapitalisierung ist der Drittligist aus dem Münchner Umland ein Börsenzwerg. Der BVB bringt aktuell mehr als das 25-Fache auf die Waage.

Duell der Börsianer. In der Champions-League-Saison 2020/21 trafen Juventus Turin und der FC Porto zuletzt aufeinander. Beide gehören zu den 13 börsennotierten Fußballklubs in Europa.

Für die Vereine ist der Gang auf das Parkett eine Möglichkeit, zusätzlich zu den Einnahmen aus Ticketverkauf, TV-Übertragungen und Merchandising an frisches Kapital zu kommen. Zudem bringt eine Börsennotierung Renommee mit sich.

Aktientitel für Liebhaber

Anleger interessiert jedoch vor allem eine Frage: Welche Chancen bietet ein Investment in Fußballaktien? „Die Kursschwankungen der Fußballpapiere sind hoch. Daher kommen sie vorrangig entweder für Fußball-Liebhaber oder spekulative Anleger infrage“, sagt Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft der Deka. Seiner Beobachtung nach sind es in erster Linie Fans und Vereinsmitglieder, die die Aktien ihres Klubs kaufen. „Bei der Anlage ist eher Herzblut im Spiel als nüchternes Kalkül, wie es beim Aktienkauf der Fall sein sollte“, stellt er fest. „Der reine Anlageerfolg steht meist nicht im Vordergrund.“

Dabei boomt das Geschäft mit dem Fußball. Laut dem Wirtschaftsreport der Deutschen Fußball Liga setzten die Vereine der Ersten Bundesliga in der Saison 2022/2023 knapp 4,5 Milliarden Euro um. 2004/2005 waren es 1,3 Milliarden Euro gewesen – eine massive Steigerung in weniger als 20 Jahren.

Zwischendurch ein Absturz

Von dieser rasanten Entwicklung haben die BVB-Aktionäre jedoch nicht profitiert. Nach dem Börsendebüt im Herbst 2000 zum Ausgabepreis von 11 Euro pro Aktie ging es mit dem Kurs bergab. Im Herbst 2009 markierte die Notierung mit rund 80 Cent ihren Tiefstand. Unter Trainer Jürgen Klopp ging es aufwärts. Er sorgte für sportliche Erfolge, in deren Folge der Aktienkurs stieg. Bis zum Ausbruch der Coronapandemie 2020 kletterte die Aktie auf 9,26 Euro. In der abgelaufenen Saison oszillierte der Kurs zwischen 3,50 Euro und 4 Euro.

Doch der Einzug in einen lukrativen Wettbewerb ist nicht der einzige Faktor, der die Kurse bewegt. Auf- oder Abstieg, die Verpflichtung von Starspielern oder die Verletzung eines Leistungsträgers können den Kurs in Bewegung bringen. Das macht die Aktien risikoreich. „Diese hohe Volatilität zeigt, dass bei Fußballaktien nicht nur das wirtschaftliche Ergebnis relevant ist“, sagt Bahr. Während etwa große Konzerne über ihre Geschäftsentwicklung viermal pro Jahr berichten und dann einen Jahresbericht vorlegen, ist bei den Fußballklubs sportlicher Erfolg ebenso wie Misserfolg von Spiel zu Spiel sichtbar. Mit zeitlicher Verzögerung macht sich das meist auch in den Geschäftszahlen bemerkbar. „Daher ist bei den Vereinspapieren mit höherer Schwankungsanfälligkeit zu rechnen als bei Aktien, die weniger emotionalisieren“, so Bahr.

Ein zweiter Knackpunkt ist, dass der Einfluss der Aktionäre auf geschäftliche Entscheidungen begrenzt ist. Meist wird vor dem Börsengang die Profiabteilung in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert und nur ein Minderheitsanteil ans breite Publikum verkauft. Die Stimmenmehrheit bleibt beim Verein, und dort haben die Mitglieder auf der Vereinsversammlung das Sagen. Mitunter nehmen es die Klubs auch nicht so genau mit den Grundsätzen guter Unternehmensführung. Transparenz bei Spielergehältern ist eher selten.

Übrigens: Einen Index für Fußballklubs gibt es nicht – und auch keinen ETF. Der STOXX-Europe-Football-Index, der alle börsennotierten europäischen Klubs umfasste, wurde bereits im Jahr 2020 eingestellt.

Fotos: dpa/Picture Alliance

 

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