Der Umwelt zuliebe: Trash Hero sammelt Müll in und um Lübeck

Die Organisation Trash Hero Lübeck-Boltenhagen organisiert Cleanup-Aktionen am Meer oder an Lübecker Gewässern. „Wir haben mittlerweile 1380 Kilo Müll gesammelt – mit nur fünf Aktionen!“, sagt Daniel Woytas, Leiter des lokalen Chapters der international tätigen NGO. Das Mein Lübecker Magazin sprach mit dem 45-jährigen Kunden der Sparkasse Lübeck, der mit seinem Engagement zeigt, wie sich Bürgerinnen und Bürger für Lübeck einsetzen können.

Daniel Woytas

Mein Lübecker Magazin: Was für Aktionen organisieren die Trash Heroes?
Daniel Woytas: Wir suchen die Meeresküste an ausgewählten Stellen zwischen Lübeck und Boltenhagen nach Müll ab, sind aber auch an der Trave tätig. Es ist uns wichtig, immer den Bezug zum Wasser zu haben. Wir sammeln aber nicht nur Müll ein, sondern betreiben auch Aufklärung zur Verschmutzung der Gewässer, Strände und Ufer. Wir möchten zeigen, dass viele Zigarettenkippen, Müll und vor allem Plastikabfälle, die man achtlos wegschmeißt, irgendwann durch den Müllkreislauf der Menschen in unseren Meeren landen wird.

Seit wann gibt es Ihre Gruppe?
Letztes Jahr im Mai haben wir unter dem Namen „Seanoise/CleanUp Helden Lübeck“ angefangen und auch die ersten großen Cleanups in Travemünde/Hermannshöhe organisiert. Im Januar dieses Jahres sind wir der gemeinnützigen Schweizer NGO Trash Hero World beigetreten. Wir sind das Chapter Lübeck-Boltenhagen und somit erst das dritte Chapter in Deutschland. Alles was wir tun ist ehrenamtlich.

Was für Dinge finden Sie bei Ihren Aktionen? 
Die kurioseste Sache war ein geöffneter Tresor aus den 30er-Jahren. Der war richtig groß, Meter mal Meter. Was wir fast immer finden, sind Autoreifen und andere Fahrzeugteile. Wir haben schon zig Windeln gefunden, volle gelbe Säcke, Glasflaschen, Kinderwagen, Aquarium, Stühle, Zelte, Grills und leider auch sehr viele Hundekotbeutel – es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Ende Mai haben wir bei einem Cleanup in der Kanalstraße binnen drei Stunden 9100 Zigarettenkippen gesammelt. Die Straße liegt direkt am Elbe-Lübeck-Kanal und die Kippen können so ins Wasser gelangen. Da denkst du schon, ein kurzer unachtsamer Schnipp, haben die Menschen kein Gefühl für die Natur? Vielen ist nicht bewusst, was für Auswirkungen es auf die Natur hat. In Deutschland werden pro Jahr 108 Milliarden Zigaretten geraucht, 650 Millionen Zigarettenkippen landen davon in der Natur. Jeder Zigarettenfilter besteht aus Kunststoff. Die Natur braucht 10 bis 15 Jahre, um eine Zigarettenkippe abzubauen. Pro Zigarettenkippe werden 40 Liter Grundwasser verschmutzt. Genau diese Thematik greifen wir auf, wir verbieten oder belehren nicht. Wir möchten aufklären und sensibilisieren.

Und was machen Sie mit den Sachen?
Die Stadtentsorgung holt sie ab. Wir melden unsere Aktionen vorher bei der Stadt an und schicken ihr dann Infos zu dem Spot und Fotos. Am nächsten Morgen wird der Müll abtransportiert. Die Kooperation läuft sehr gut, die Stadt hat uns zum Beispiel auch Säcke und Handschuhe gesponsert. Auf diesem Wege auch ein Danke von uns an die fleißigen Kräfte bei den Stadtwerken Lübeck und für die großartige Zusammenarbeit.

Was ist ihr nächstes Ziel?
Wir wollen die zwei Tonnen erreichen. Und das schaffen wir dieses Jahr locker.

An den Cleanup-Aktionen kann jeder teilnehmen, der mithelfen will

Wann sind die nächsten Aktionen?
Unsere nächsten Aktionen sind am 13. und am 27. Juli. Wer Interesse hat, mitzumachen, kann uns sehr gerne über Facebook und Instagram suchen und kontaktieren! Dort posten wir alle aktuellen Informationen. Wir haben alles, was wir zum Aufräumen brauchen, Interessenten brauchen sich nur etwas Verpflegung mitzubringen. Jeder ist willkommen, mit guter Laune und viel Motivation.

Wie oft gibt es Aktionen?
Unser Ziel ist es, Aktionen von Januar bis Dezember zu organisieren, mindestens einmal im Monat, je nach Wetter. Leider kann ich nicht immer vor Ort sein, dennoch habe ich die beiden Chapterheros René und Chris vor Ort, die sehr viel vor Ort mitorganisieren. Auf diesem Weg ein Danke an die beiden, es macht mir persönlich sehr viel Spaß und Freude, mit euch das ganze aufzuziehen.

Wie suchen Sie die Orte aus, an denen Sie Müll aufsammeln?
Wir schauen selbst, wir haben schnell aus unserer Erfahrung heraus ein Auge für Spots entwickelt, man muss nur mit guten Augen die Wege und Plätze beobachten. Wir gehen auch aus Prinzip die Orte ab, wo wir bereits erfolgreich Müll eingesammelt haben – und nehmen immer gern Tipps entgegen.

Sie sagten, Sie betreiben auch Aufklärung. Wie genau?
Wie viel wiegt eine Kreditkarte? Fünf Gramm. Aufklärung findet bei jedem Cleanup statt, daher freuen wir uns vor allem, wenn Kinder dazu kommen und mit ihrer Leichtigkeit und Neugierde viel schneller für die Thematik zu begeistern sind. Wir verteilen Informationsmaterial vom Naturschutzbund Nabu und Oceancare und gestalten je nach Gegebenheit, Motivation und Wetter auch Workshops. Damit werden die Teilnehmer für die Thematik sensibilisiert, zum Beispiel wie Mikroplastik oder Nanoplastik aus unserem menschlich verursachten Müll über die Binnengewässer in die Ostsee transportiert wird. Über den sogenannten Müllkreislauf landen Makro-, Mikro- und Nanoplastik wieder auf unseren Tellern, zum Beispiel durch den Verzehr von Fisch. Fünf Gramm Mikroplastik – so viel nimmt jeder Mensch pro Woche über die Nahrung zu sich.

Wie groß ist Ihre Gruppe?
Wir haben eine WhatsApp-Gruppe mit mittlerweile über 40 Teilnehmern. Und es werden immer mehr, weil wir in den Sozialen Medien regelmäßig unsere Aktionen posten. An den konkreten Cleanup-Aktionen nehmen jedes Mal rund 20 Leute teil, Tendenz steigend. Es braucht Zeit und viele Cleanups sind sehr wetterabhängig. Wer geht schon freiwillig Müll sammeln am Wochenende?

Wie kann man Ihre Gruppe unterstützen?
Wir achten sehr genau darauf, keine Spenden von Unternehmen anzunehmen. Auch keine Geldspenden. Aber private Sachspenden wie Müllzangen und Handschuhe sind herzlich willkommen.

Zigarettenkippen in Hülle und Fülle: Bei einer Aktion im Mai wurden 9100 Stummel gesammelt.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Cleanups zu organisieren?
Oh, das geht weit zurück. Ich war immer schon sehr naturverbunden. Schon als Sechsjähriger bin ich mit meiner Mutter an die Ostsee gefahren und habe Bernstein gesucht, das Gold der Ostsee. Das findet man vor allem im Herbst und Winter, zu der Zeit, wo es oft Stürme gibt, die auch viel Müll anschwemmen. Wenn ich kein Bernstein oder Fossilien gefunden habe, habe ich dann den Müll eingesammelt – Korken, Zigarettenkippen, Netze und mehr. Über die letzten Jahre wurde immer mehr Müll angeschwemmt. Deshalb habe ich angefangen, mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, um das zu schützen, was ich liebe: die Ostsee.

Wie kam die Idee, eine Organisation zu gründen?
2021 habe ich in Berlin eine Businesstrainer-Ausbildung gemacht und musste für eine Prüfung ein Thema auswählen, das mich beschäftigt. Andere haben über Themen wie Sales Training, Agilität und New Work gesprochen und ich über Plastikverschmutzung in der Ostsee. Das gab den Anstoß, das Thema größer aufzuziehen und Leute dafür zu begeistern. Ich möchte einen echten Change-Prozess bewirken und Menschen ins Handeln bringen.

Was machen Sie beruflich?
Ich bin leidenschaftlicher Businesstrainer, Businesscoach und Mediator. 20 Jahre lang habe ich bei Bofrost gearbeitet, war dann kurzzeitig bei Lyreco als Führungskraft und arbeite seit 2024 als Vertriebstrainer für E.on Deutschland. Aus privaten Gründen hat es mich nach Dessau in Sachsen-Anhalt verschlagen, aber ich möchte gern wieder an die Ostsee zurück, meine Leidenschaft und meinen Beruf vereinen und dort ausüben. Nächstes Jahr möchte ich mit SeaNoise und meiner Webseite online gehen, mit dem Ziel, ab 2025 Coaching, Trainings und Workshops zum Thema Umwelt- und Klimaschutz nebenberuflich anzubieten. Das Konzept heißt: Müll sammeln und ins Handeln kommen, SeaNoise, Cleanup und Talk.

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