Ein Studium im Ausland eröffnet neue Horizonte – kulturell, akademisch und beruflich. Doch bevor das Abenteuer beginnt, gilt es, viele Fragen zu klären. Tipps zur Planung, Organisation und Finanzierung eines Auslandsstudiums.
Text: Katja Stricker
Ein Semester in London, ein Forschungsaufenthalt in den USA oder ein kompletter Master in Österreich oder den Niederlanden: Internationale Erfahrungen sind ein wichtiger Bestandteil der akademischen und beruflichen Laufbahn. Im Jahr 2022 – so die neuesten Zahlen des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) – entschieden sich rund 140.000 deutsche Studenten für einen Studienaufenthalt im Ausland.
Besonders beliebt waren Nachbarländer wie Österreich, die Niederlande und die Schweiz (siehe Grafik). Für kürzere Aufenthalte, zum Beispiel im Rahmen des Erasmus-Programms, zieht es viele Studierende vor allem in den sonnigen Süden: Frankreich, Italien, Spanien – oder in ein skandinavisches Land.
Ein Auslandsstudium ermöglicht nicht nur, die eigenen Sprachkenntnisse zu vertiefen und den Lebenslauf aufzuwerten, sondern fördert auch die persönliche Entwicklung und bietet die Gelegenheit, in eine neue Kultur einzutauchen und Freunde zu finden. Doch wie plant man einen solchen Schritt? Soll es ein komplettes Studium oder lediglich ein Semester im Ausland sein? Innerhalb der EU oder weiter weg? Wie lässt sich der Aufenthalt finanzieren und was ist mit Kindergeld und Krankenversicherung?
Der ideale Zeitpunkt
Wie weit sollte man im Studium fortgeschritten sein, bevor es überhaupt losgeht? „Es ist sinnvoll, sich erst einmal in der deutschen Hochschule und dem Studienalltag dort einzuleben, bevor es ins Ausland geht“, rät Wolfgang Gairing, Referatsleiter beim Deutschen Akademischen Austauschdienst. Deshalb bietet sich ein Auslandsaufenthalt häufig nach dem dritten oder vierten Bachelorsemester an.
Die Entscheidung zwischen einem vollständigen Studium im Ausland und einem Auslandssemester hängt von individuellen Zielen und Erfahrungen ab. Wolfgang Gairing empfiehlt: „Wer abgesehen von Urlaubsreisen noch nie im Ausland war, sollte eher mit einem Schnupperaufenthalt anfangen. Das kann ein Auslandspraktikum sein oder auch ein Semesteraufenthalt, beispielsweise ganz klassisch mit dem Förderprogramm Erasmus+ der EU.“
Komplettstudium im Ausland
Wer dagegen schon während der Schulzeit ein halbes Jahr im Ausland verbrachte, für den kann ein vollständiges Studium in einem anderen Land eine attraktive Option sein. Es ist jedoch wichtig, zu beachten, dass die Kosten – vor allem aufgrund der Studiengebühren – im Ausland oft höher sind als in Deutschland.

Für alle Studenten, die während ihres Bachelors in Deutschland ein Auslandssemester versäumt oder noch mehr Lust auf Erfahrungen weltweit haben, rät DAAD-Experte Gairing: „Den Master im Ausland draufsatteln. Beliebt sind wegen des Fachwissens, des Networkings und des Standings der Hochschulen häufig Master in Großbritannien, Nordirland und Nordamerika.“
Wahl des Studienorts
Der Ort beeinflusst nicht nur die kulturelle Erfahrung, sondern auch organisatorische Aspekte. Innerhalb der EU erleichtert der Bologna-Prozess die Anerkennung von Studienleistungen, und Programme wie Erasmus bieten finanzielle Unterstützung und reduzieren bürokratische Hürden. Außerdem sind die Flüge wesentlich günstiger als etwa nach Amerika, Australien oder Neuseeland. Ob erbrachte Studienleistungen wirklich angerechnet werden können, sollte man aber vor dem Start mit der heimischen Hochschule klären.
Außerhalb der EU können häufig wesentlich höhere Studiengebühren und komplexe Visabestimmungen anfallen. Es ist daher ratsam, sich frühzeitig über Kooperationen zwischen Hochschulen und Stipendien zu informieren. Viele Universitäten im Ausland bieten Studiengänge auf Englisch an, was den Einstieg erleichtert. Dennoch sind Grundkenntnisse der Landessprache, sei es Spanisch, Französisch oder Italienisch, für Alltag und Integration hilfreich.
Finanzierung sichern
Ein Auslandsstudium kann mit erheblichen Kosten verbunden sein. Neben Studiengebühren fallen Ausgaben für Unterkunft, Verpflegung und Reisen an. Viele Studenten finanzieren den Aufenthalt durch eine Kombination aus Stipendien, Auslands-Bafög, Ersparnissen und Unterstützung durch Eltern und andere Verwandte. Zudem lassen sich die Semesterferien vor dem Austausch gut nutzen, um mit einem Nebenjob ein Finanzpolster aufzubauen.
Das Erasmus-Programm bietet die Möglichkeit, für zwei bis zwölf Monate an einer Universität innerhalb der EU zu studieren. Für Erasmus-Stipendiaten entfallen die Studiengebühren, und es wird eine monatliche Förderung von bis zu 600 Euro gewährt, abhängig vom Gastland. Zusätzlich können Reisekostenzuschüsse und Sonderförderungen beantragt werden.

Auch das Auslands-Bafög unterstützt Studenten finanziell. Selbst wenn im Inland kein Anspruch besteht, kann im Ausland eine Förderung möglich sein. Neben dem monatlichen Bedarfssatz werden Zuschläge für Studiengebühren (bis zu 5600 Euro pro Jahr), Reisekosten und höhere Lebenshaltungskosten gewährt. Wichtig ist, den Antrag mindestens sechs Monate vor Beginn des Auslandsaufenthalts zu stellen.
Weitere Finanzierungsmöglichkeiten bieten Studienkredite wie der KfW-Studienkredit, der bis zu 650 Euro monatlich auszahlt. Zudem sollten laufende Kosten in Deutschland wie Miete oder Mitgliedschaften während des Auslandsaufenthalts möglichst reduziert werden oder pausieren.
Organisation des Aufenthalts
Idealerweise sollte die Vorbereitung mindestens ein Jahr im Voraus beginnen. Das International Office der Heimathochschule ist dabei eine wichtige Anlaufstelle für Informationen zu Partneruniversitäten, Bewerbungsfristen und Fördermöglichkeiten. Oft sind Sprachzertifikate wie TOEFL oder IELTS erforderlich. Bewerbungsunterlagen wie Motivationsschreiben sollten sorgfältig erstellt und gegebenenfalls von Muttersprachlern überprüft werden. Auch KI-Tools helfen, die Bewerbung zu optimieren. Die Unterkunftssuche sollte auf jeden Fall frühzeitig angegangen werden, sei es ein Wohnheim, eine WG oder eine eigene Wohnung.
Eltern haben grundsätzlich Anspruch auf Kindergeld, wenn der Wohnsitz des Kindes in Deutschland bleibt oder sich innerhalb der Europäischen Union befindet. Bei einem Studium außerhalb der EU kann der Anspruch entfallen. Innerhalb der EU sind Studenten oft über die europäische Krankenversicherungskarte abgesichert; trotzdem sollte man dies vorab mit der Krankenkasse in Deutschland klären. Für Länder außerhalb der EU ist der Abschluss einer speziellen Auslandskrankenversicherung notwendig – idealerweise auch mit Rücktransportversicherung für den Notfall.
Nützliche Links
Hier finden Sie Infos zu Förderung und Finanzierung.
- auslandsstipendien.de: DAAD-Datenbank mit mehr als 100 Fördermöglichkeiten
- stipendienkompass.de: Stipendiendatenbank der deutschen Wirtschaft
- bafög.de: Infos und Antrag zum Auslands-Bafög
- https://eu.daad.de: Infos zum Förderprogramm Erasmus+
- studieren-weltweit.de: Informationen und Inspiration fürs Auslandsabenteuer
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