Rückenleiden, Rheuma, Krebs oder ein Unfall: Es gibt viele Ursachen für gesundheitliche Einschränkungen. Eine medizinische Reha kann helfen, die Menschen wieder fit für Alltag und Beruf zu machen.
Text: Katja Stricker
Viele medizinische Notfälle und Erkrankungen können dazu führen, dass wir unseren Alltag nicht mehr uneingeschränkt bewältigen können. Häufig können die Erkrankten zudem nicht mehr am Arbeitsleben teilnehmen. Um die Einschränkungen zu mindern und um zu verhindern, dass langfristige Behinderungen oder Pflegebedürftigkeit entstehen, gibt es medizinische Rehabilitationen. Sie sollen außerdem verhindern, dass die Erkrankten erwerbsunfähig werden.
Medizinische Rehas sind mehrwöchige ambulante oder stationäre Aufenthalte in spezialisierten Kliniken, etwa kardiologischen, orthopädischen oder psychosomatischen Einrichtungen. Knapp 994.000 Menschen haben 2023 eine Reha gemacht. In der Regel dauert sie drei bis vier Wochen, bei psychischen Erkrankungen auch länger.
Ein Großteil der Reha-Leistungen wird laut dem aktuellen Reha-Bericht 2024 der Deutschen Rentenversicherung stationär erbracht. Der Anteil ambulanter Leistungen liegt mit rund 156.000 Fällen nur bei 17 Prozent. Die Chancen, dass man nach einer erfolgreichen Reha wieder zurück ins Berufsleben findet, sind indes sehr gut: Zwei Jahre nach einer Reha-Maßnahme waren 83 Prozent der Teilnehmer wieder erwerbstätig.
Wer gute Aussicht auf Erfolg hat
Akute Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung können eine Reha ebenso erforderlich machen wie orthopädische Operationen – etwa das Einsetzen eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks – oder die gesundheitlichen Folgen eines Unfalls. Aber auch Menschen, die unter chronischen Krankheiten wie schwerem Asthma, Diabetes oder Autoimmunerkrankungen oder psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-out leiden, kann eine mehrwöchige medizinische Reha helfen. Und auch Betroffene, die an einem Post-Covid-Syndrom leiden, kann ein Klinikaufenthalt häufig dabei unterstützen, ihren allgemeinen Zustand und ihre Lebensqualität erheblich zu verbessern.
Generell ist eine Voraussetzung für eine Reha, dass man durch körperliche oder geistige Einschränkungen längerfristig bei alltagsrelevanten Aktivitäten beeinträchtigt ist und die Erwerbstätigkeit durch die Erkrankung gefährdet oder gemindert ist. Außerdem muss man in der Regel, bevor man eine Reha-Maßnahme beantragen kann, ambulante Therapien vor Ort ausgeschöpft haben – ohne dauerhaften Erfolg. Wichtig: Auch erkrankte Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf eine Rehabilitation.
Was bei der Antragstellung zu beachten ist
Den Reha-Antrag muss die Patientin oder der Patient selbst stellen – mit Unterstützung von Haus- und Fachärzten. Damit der Antrag gute Erfolgsaussichten hat, sollte man einige Punkte beachten (siehe unten). Dazu gehören eine gute Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten und das Finden der passenden Reha-Klinik für das individuelle gesundheitliche Problem.
Um die Erfolgschancen des Antrags zu erhöhen, sollte man mit seinen Haus- und Fachärzten an einem Strang ziehen. Der behandelnde Arzt erstellt für den Kostenträger, etwa die Rentenkasse, einen ärztlichen Befundbericht.
Den richtigen Kostenträger wählen
Medizinische Rehabilitationen werden von verschiedenen Kostenträgern, zum Beispiel der Renten-, Pflege- oder Unfallkasse oder der gesetzlichen Krankenkasse, finanziert. Für Berufstätige, denen die Reha helfen soll, erwerbsfähig zu bleiben, ist meist die gesetzliche Rentenversicherung zuständig. Keine Sorge, wenn man den Reha-Antrag beim falschen Kostenträger einreicht: Er wird deshalb nicht abgelehnt, aber er verzögert sich.
Im Antrag können Erkrankte mittlerweile Wünsche und Anforderungen an ihre Reha-Klinik angeben. Am besten spricht man seinen Arzt an, welche Spezialklinik er empfiehlt. In der Regel übernimmt der Kostenträger sämtliche Kosten der Reha-Maßnahme sowie Anreise, Unterkunft und Verpflegung. Als Eigenanteil muss man 10 Euro pro Tag beisteuern. Berufstätige erhalten weiterhin ihr reguläres Gehalt vom Arbeitgeber.
Falls der Reha-Antrag abgelehnt wurde, sollte man nicht gleich aufgeben. Innerhalb eines Monats ist ein Einspruch möglich – häufig mit Erfolg.
Erfolgreich Reha beantragen
Viele Menschen schrecken davor zurück, einen Reha-Platz zu beantragen. Wie man erfolgreich vorgeht.
- Befundbericht: Das Herzstück des Reha-Antrags ist der Befundbericht des behandelnden Arztes. Darin muss genau dokumentiert und begründet werden, warum eine medizinische Notwendigkeit für Reha-Maßnahmen besteht und welche Einschränkungen in Alltag und Beruf bestehen.
- Schwerpunkt: Auch wenn verschiedene Erkrankungen den Gesundheitszustand beeinträchtigen, sollte man sich für den Reha-Antrag auf eine Diagnose konzentrieren und mit seinen Ärzten gemeinsam ein klares Reha-Ziel formulieren.
- Selbsteinschätzung: Es ist mühsam, den freiwilligen Selbsteinschätzungsbogen auszufüllen. Doch es lohnt sich, denn hier kann man aus eigener Sicht gesundheitliche Belastungen sowie Einschränkungen in Job und Alltag beschreiben, bisherige Behandlungen erklären und die Erwartungen an die Reha darlegen. Die Motivation erhöht oft die Chancen des Antrags.
- Anschlussheilbehandlung: Wird eine Reha direkt nach einem Krankenhausaufenthalt, etwa nach einer Operation, notwendig, handelt es sich um eine Anschlussheilbehandlung. In der Regel unterstützt dann der Sozialdienst der Klinik beim Stellen des Reha-Antrags.
- Anlaufstellen: Ohne Papierkram geht es nicht. Die nötigen Formulare für eine Reha sind kostenlos bei den Auskunfts- und Beratungsstellen der Rentenversicherung erhältlich: www.deutsche-rentenversicherung.de – oder unter der Rufnummer 0800 10004800. Portale zur Reha-Klinik-Suche findet man hier: https://meine-rehabilitation.de und www.qs-reha.de.
Foto: Mauritius