Anfang Juli ist das neue europäische Bezahlsystem Wero gestartet. Ohne IBAN können Privatkunden in wenigen Sekunden Geld verschicken – per Handynummer oder E-Mail-Adresse. 2025 sollen E- und M-Commerce-Funktionen hinzugefügt werden, ab 2026 soll man Wero auch im stationären Handel einsetzen können.
Text: Gunnar Erth
Wero ist ein Zahlverfahren der European Payments Initiative (EPI), in der aktuell 14 europäische Banken – darunter die Sparkassen-Finanzgruppe – und zwei Zahlungsdienstleister vertreten sind. Zum Start waren bereits 76 Prozent aller Sparkassen sowie ein großer Teil der Volksbanken dabei, weitere sollen zeitnah folgen.
Ziel ist es, eine neue europäische Zahlungslösung zu etablieren, die für Verbraucher und Händler in ganz Europa zur ersten Wahl werden soll. Wero wird eine „Alles-in-einem“-Lösung für digitale Zahlungen sein, basierend auf Sepa-Echtzeitzahlungen und vorhandenen Girokonten der beteiligten Banken. Diese wollen sich damit gegen große US-Finanzkonzerne wie Mastercard, Visa und PayPal stärker behaupten. Der Name setzt sich aus den Worten „We“ und „Euro“ zusammen.
Start mit privaten Geldtransfers
Seit dem Marktstart Anfang Juli sind Zahlungen von „Person-zu-Person“ (P2P) möglich. Wero-Nutzer benötigen im Gegensatz zu einer herkömmlichen Überweisung keine 22-stellige Kontonummer des Empfängers. Stattdessen kann man für die Geldübertragung eine Mobiltelefonnummer oder E-Mail-Adresse nutzen. Praktisch ist auch die Funktion „via QR-Code bezahlen“. Das Geld wird innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben. Die Zahlungen werden direkt vom Girokonto abgebucht, ohne einen dazwischen geschalteten Drittanbieter.
Um Wero nutzen zu können, muss man mindestens 18 Jahre alt sein, ein Privat-Girokonto bei einem teilnehmenden Kreditinstitut besitzen und am Onlinebanking teilnehmen. Zudem dürfen keine Kontosperren oder Personensperren vorhanden sein.
Für Sparkassenkunden ist es besonders einfach: Wero ist als Funktion in der App „Sparkasse“ integriert. Die Zahlungen erfolgen damit aus einer vertrauten Umgebung – und zwar rund um die Uhr, auch am Wochenende. In der App registriert man sich auch für den neuen Service. Zusätzlich benötigt man die App „S-pushTAN“ oder das „chipTAN“-Verfahren. Wer über Wero nicht nur Geld senden, sondern auch empfangen möchte, muss zudem eine Mobilfunknummer oder E-Mail-Adresse in der App „Sparkasse“ hinterlegen.
Bisher funktioniert Wero in Deutschland und Belgien, denn zum Start war die belgische Bank KBC mit dabei. Weitere Partnerbanken aus den Niederlanden und Frankreich sollen folgen. Bislang nicht an Bord sind dagegen das EPI-Mitglied Deutsche Bank, ihre Tochter Postbank sowie die ING-Bank. Hier erwarten Experten aber einen Start noch in diesem Jahr. Außen vor sind dagegen die Commerzbank und Neo-Banken wie N26, die sich nicht an der EPI und Wero beteiligen.
Europäische Souveränität im Zahlungsverkehr stärken
„Wero wird die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr stärken“, sagte Joachim Schmalzl, Vorstand im Sparkassenverband DSGV und Aufsichtsratsvorsitzender von EPI. „Bisher haben wir in Europa kein eigenes gemeinsames Zahlverfahren.“ Selbst starke nationale Verfahren wie die Girocard in Deutschland oder die Carte Bancaire in Frankreich seien bei grenzüberschreitenden Zahlungen auf außereuropäische Anbieter angewiesen, betonte Schmalzl. „Wero wird diese Abhängigkeit nachhaltig und langfristig beenden, indem es hier eine europäische Alternative bietet und damit auch die Wertschöpfung im Bereich Zahlungsverkehr innerhalb Europas hält.“
Laut Angaben des DSGV ist die Wero-Geldbörse sicher. Wero nutzt die aktuelle Sicherheitstechnik der Bankenbranche und arbeitet eng mit der Sparkassen-Finanzgruppe zusammen. Um eine Transaktion zu bestätigen, werden Sparkassen-Kunden aufgefordert, sich durch Fingerabdruck oder Gesichtserkennung oder ihr übliches Smartphone-Entsperr-Verfahren zu authentifizieren.
Zu ihrer eigenen Sicherheit sollten Sparkassen-Kunden ihren PIN-Code nicht an Dritte weitergeben. Außerdem sollten sie sicherstellen, dass nur sie Zugriff auf ihr Smartphone haben und dieses mit einem Code, einem Fingerabdruck oder einer Face-ID sperren. Alle Wero-Transaktionen werden übrigens nach europäischen Datenschutzstandards abgewickelt. Personenbezogene Daten werden ausschließlich in Europa verarbeitet.
Wero und der Digitale Euro
Laut DSGV gibt es keine direkte Verbindung zwischen Wero und dem Digitalen Euro. Jedoch verfolgen beide das gleiche Ziel: Mehr Souveränität für Europa im Zahlungsverkehr. Die Wero-Geldbörse soll daher technisch so ausgestaltet werden, dass sie auch einen zukünftigen Digitalen Euro als Zahlungsmittel integrieren kann. Daran arbeiten die Partner der EPI-Initiative bereits.
Fotos: S-Com