Nachhaltig einkaufen steht bei Verbrauchern hoch im Kurs. Doch es ist schwierig, echtes Engagement von Greenwashing zu unterscheiden. Einige Tipps.
Text: Eva Neuthinger
Das Schlagwort „klimaneutral“ wird von Unternehmen gern in der Werbung verwendet. Auch Obi nutzte das Adjektiv im Fall einer von der Baumarktkette vertriebenen Wandfarbe. Doch mit dieser Werbung ist es jetzt wohl vorbei. Das entschied das Landgericht Köln (Az. 87 O 36/24) in einem neuen, allerdings noch nicht rechtskräftigen Urteil. Geklagt hatte die Deutsche Umwelthilfe. Die Verbraucher würden nicht ausreichend darüber informiert, wie Obi das Ziel „klimaneutral“ erreichen wolle, so die Kläger.
„Ohne Angaben, ob und wenn ja in welchem Umfang die versprochene Klimaneutralität durch sogenannte Kompensationsprojekte erreicht werden soll, haben die Verbraucherinnen und Verbraucher keine Chance, sich ausreichend zu informieren“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.
Die Organisation geht immer wieder gegen Greenwashing vor. So muss Lidl nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Koblenz (Az. 9 U 1090/24) Elektrokleingeräte unentgeltlich wieder zurücknehmen, wenn die Verbraucher sie nicht mehr benötigen. Obwohl gesetzlich vorgeschrieben, verweigerte der Discounter dies bei mehreren Testbesuchen.
Auf Gütezeichen achten
„Der Markt wird überschwemmt mit scheinbar umweltfreundlichen oder nachhaltigen Produkten“, kritisiert Resch. Oft fehlten allerdings Informationen zu den vermeintlichen Umweltvorteilen. Resch spricht damit ein Problem an: Es ist für Konsumenten oft schwierig, glaubwürdiges Engagement von Slogans zu unterscheiden.
Eine Hilfe: Das Bundesumweltamt empfiehlt, auf bestimmte Gütezeichen zu achten. „Bei aller Kritik am Labeldschungel können Siegel vielfältige und komplexe unsichtbare Produkt- und Herstellungseigenschaften sichtbar machen“, so die Behörde. In erster Linie stehen fünf gute Umweltsiegel für den nachhaltigen Konsum. Das sind unter anderen der Blaue Engel und der Grüne Knopf, die von staatlichen Institutionen vergeben werden.
Den Blauen Engel gibt es seit 47 Jahren. Er ist auf mehr als 40.000 Produkten wie Farben, Lacken, Bodenbelägen, Möbeln oder Elektrogeräten zu finden. Die EU-Alternative für den Blauen Engel ist das EU-Ecolabel.

Nachhaltig produzierte Textilien sind dagegen häufig mit dem Grünen Knopf gekennzeichnet. Wer dieses Siegel auf seinen Produkten verwenden will, muss sein nachhaltiges Engagement glaubwürdig nachweisen. Das Siegel umfasst 26 soziale und ökologische Kriterien für die Produkte sowie 20 Prüfpunkte für die Unternehmen, bezogen auf die gesamte Lieferkette und die komplette Produktion.
Ebenfalls vom Bundesumweltamt empfohlen: Auf Elektrogeräten aller Art befindet sich obligatorisch das EU-Energielabel, von A – steht für höchste Energieeffizienz – bis G. Darüber hinaus zählt die Behörde noch das EU-Bio-Logo zu den Top-Siegeln. Mit diesem Siegel auf der Verpackung können Kunden sicher sein, Lebensmittel aus zertifizierter Biolandwirtschaft zu erhalten.
Viele Begriffe sind nicht geschützt
Werbewörter wie „natürlich“, „nachhaltig“ und „kontrolliert“ sind allerdings nicht geschützt und werden von manchen Produzenten verwendet, ohne diese Eigenschaften wirklich belegen zu können. Dem wollen Apps wie Ecocheck auf die Spur kommen. Die Grundidee des gleichnamigen Lübecker Start-ups: Die App soll CO2-Emissionen bei einem Einkauf anzeigen, und zwar per Nachhaltigkeitsscore und künstlicher Intelligenz. Wer die App nutzt, erhält eine Einkaufsliste, in der direkt gezeigt wird, wie der Einkauf nachhaltiger gestaltet werden kann.
Die Bewertung erfolgt anhand eigener Recherchen des Teams und anhand von Informationen diverser Datenbanken. „Basierend auf dieser fundierten Datengrundlage berechnen wir die Emissionen und ermitteln so den Nachhaltigkeitsscore eines Produkts“, erklärt Gründer Ruben Hammele. Die Konsumenten können ihre Präferenzen beim Einkauf angeben – etwa, ob sie Fairtrade-Ware bevorzugen oder nur Bioprodukte wollen.
Apps im Check
Die Verbraucherzentrale hat Ecocheck bereits getestet. Überzeugend finden die Verbraucherschützer auch die App Bio 123. Löblich sei, dass die gelisteten Produkte, Hersteller und Händler sorgfältig ausgewählt würden. Die Verbraucherzentrale hat die App im vergangenen Jahr stichprobenartig unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die jeweiligen Artikel und die Anbieter ihre nachhaltige Produktion mit mindestens einer geläufigen Biozertifizierung belegen können.

Verbraucher können auch selbst einiges tun, um sich verantwortungsbewusst zu verhalten, zum Beispiel abwägen, wo sie einkaufen. Interessant: Es gibt zwar keine eindeutigen Studien dazu, ob die Umweltbilanz beim Online-Shoppen besser ist als beim Besuch eines stationären Geschäfts. Wer das Klima schonen möchte, sollte aber aufgrund der Lieferlogistik zumindest auf Prime-Dienste verzichten.
Fazit: Nachhaltiges Shoppen beginnt beim Händler um die Ecke. Falls es die Ware nur online zu kaufen gibt, sollte man gleich mehrere Teile bestellen, damit sich die Lieferung lohnt.
Clever shoppen
Regional, energiesparend, klimabewusst: So kommen Sie ans Ziel.
- Obst und Gemüse. Frisches regionales Gemüse am besten auf dem Markt oder beim ökologisch orientierten Erzeuger vor Ort erwerben.
- Elektrogeräte. Langlebige Produkte kaufen. Reparieren ist besser als wegschmeißen. Ersatzteile sollten langfristig zur Verfügung stehen.
- Palmöl. Die Verbraucherzentrale rät, auf den Herstellerhinweis „ohne Palmöl“ zu achten, da das Fett im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Zudem wird Regenwald zerstört.
- Wiederverwendbare Taschen wählen, auf Tüten an der Gemüsetheke verzichten, Plastikflaschen vermeiden.
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