Expecto Patronum! Die Bücher und Filme über Harry Potter haben eine der größten Fangemeinden der Welt. In London kommt man der Magie dieser Werke an vielen Schauplätzen sehr nahe.
Text: Wolfgang Hörner
Für Potter-begeisterte England-Urlauber bieten insbesondere in London viele Sehenswürdigkeiten die Möglichkeit, ihren Aufenthalt in der britischen Hauptstadt aufzulockern. Vormittags vielleicht ein Besuch in der Tate Gallery oder ein Bummel durch Notting Hill, nachmittags dann ein Besuch diverser Drehorte. Das ist auch deshalb reizvoll, weil die meisten Harry-Potter-Spots ziemlich zentral gelegen sind und keinen Eintritt kosten. Sie lassen sich daher prima in ein Tagesprogramm einbinden.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Potter-Schauplätze nicht als solche gekennzeichnet. Man sollte die Filme also gut kennen, um das Flair des Orts genießen zu können. Ansonsten wäre man ein gewöhnlicher Muggel, wie bei „Harry Potter“ die nicht magischen Menschen bezeichnet werden, und würde daran vorbeigehen. Das bedeutet auch, dass die meisten Sehenswürdigkeiten nicht überrannt sind.

Wo und wie beginnt jedes Harry-Potter-Schuljahr? Natürlich mit der Abfahrt von Gleis 9 ¾ am Bahnhof King’s Cross. Ein wunderbarer Auftakt für eine Potter-Tour. Kenner wissen natürlich, dass dieses Gleis für Muggel unsichtbar ist. Weil trotzdem viele Besucher im Bahnhof nach dem Gleis suchten, wurde der Zugang durch die Mauer nachgebaut. Seit 2012 befindet er sich in der neuen Eingangshalle. Dort sieht man einen halb in der Wand eingemauerten Gepäckwagen unter dem Schild „Platform 9 ¾“.
Hier bilden sich schon mal Schlangen, um selbst Hand an den Wagen anlegen zu dürfen. Ein Fotografenteam schießt auf Wunsch ein Erinnerungsfoto. Dessen Inanspruchnahme ist nicht obligatorisch, denn von der Seite können Fans eigene Fotos machen. Die professionellen Bilder werden nebenan in einem Harry-Potter-Shop ausgedruckt und verkauft. Solche Shops gibt es zahlreich in London – vom Flughafen Heathrow über die Warner-Brothers-Studios bis zu Primark. Preislich sind sie aber nicht günstig.
Fliegende Autos und der Phönix-Orden
Die Bahnhof-Außenaufnahmen im zweiten Film („Die Kammer des Schreckens“) wurden allerdings nicht von King’s Cross gemacht, sondern nebenan, wo sich St. Pancras Station befindet – ein architektonisches Meisterwerk des viktorianischen Zeitalters. In gut einem Kilometer Entfernung liegt der unscheinbare Claremont Square. Auch er ist ein echter Drehort. Hausnummer 23 heißt in Band fünf („Der Orden des Phönix“) Grimmauld Place 12 und beherbergt das Hauptquartier des Phönix-Ordens.

Wer von hier mit Bus oder U-Bahn in Richtung Tower of London fährt, sollte sich den Leadenhall Market anschauen – einen überdachten Markt, der seit über 50 Jahren unter Denkmalschutz steht. Im ersten Potter-Film („Der Stein der Weisen“) wurden hier Außenaufnahmen gemacht, in denen Harry und Hagrid die magische Welt über das Wirtshaus Zum Tropfenden Kessel betreten – heute ein Optikfachgeschäft. Offenbar war den Filmemachern die Atmosphäre aber zu freundlich, als sie das dritte Werk („Der Gefangene von Askaban“) verfilmten. Sie wählten diesmal den Borough Market als Drehort. Man erreicht ihn zu Fuß über die Tower Bridge. Unter der Bahnbrücke befindet sich der Eingang zum Tropfenden Kessel – real ein mexikanisches Restaurant namens El Pastor.
Etwas weniger spektakulär fällt der Eingang ins Zaubereiministerium aus dem fünften Film aus. Er befindet sich an der Ecke Great Scotland Yard/Scotland Place, allerdings fehlt die in den Untergrund fahrende Telefonzelle. Im siebten Film („Die Heiligtümer des Todes“, Teil 1) fliehen Harry, Ron und Hermine in die Charing Cross Road, um im Gewühl unterzutauchen. Letzteres erleben Besucher auch im Alltag. Die Fassade der südafrikanischen Botschaft unweit des Trafalgar Square diente wiederum in den Filmen als Außenkulisse für die Zaubererbank Gringotts.
Winkelgasse und Zaubereimuseum
Doch es müssen nicht unbedingt reale Drehorte sein, um der Magie von „Harry Potter“ nachzuspüren. Der Goodwin’s Court nahe dem Trafalgar Square diente zum Beispiel als Inspiration für die Nokturngasse. Sie strahlt die aus mehreren Filmen vertraute Düsterheit aus. Und nicht weit davon verläuft der Cecil Court. Er wirkt wie eine echte Winkelgasse. Selbst Nicht-Potter-Fans werden von den pittoresken Ladenfassaden im viktorianischen Stil fasziniert sein. Eine ganz andere, Potter-freie Magie üben die Straßen links und rechts davon aus: Londons Chinatown.
Etwas abseits davon, in der Wardour Street in Soho, wartet noch ein besonderer Leckerbissen: das House of Mina Lima. Der Laden wirkt, als sei er tatsächlich einem der Werke entsprungen. Kein Wunder, gehört er doch jenen Designern, die maßgeblich an den Filmen mitgewirkt haben. Er erscheint wie das Tor zu einer anderen Welt.

Auch außerhalb Londons gibt es für Potter-Fans viel zu sehen. Zum Beispiel Gloucester, Heimat einer der bedeutendsten Kathedralen Englands. Kennern werden die Kreuzgänge im Inneren bekannt vorkommen. Sie dienten den Hogwarts-Schülern im ersten, zweiten und sechsten Film als Weg zu ihren Schlaf- und Gemeinschaftssälen.
Abstecher nach Oxford
Nicht ganz so weit weg liegt Oxford – per Zug von London aus in einer Stunde erreichbar. Hier wurden viele markante Szenen gedreht. So diente das Christ-Church-College als Kulisse für Hogwarts. Sein Außenbereich war im zweiten Film Landeplatz für den fliegenden Ford von Mr. Weasley. Auch der Speisesaal wird Fans bekannt vorkommen. In ihm wurde zwar nicht gedreht, doch er wurde in den Studios nachgebaut.
Die 1602 gegründete Bodleian Library der Universität war mit ihren 13 Millionen Werken der ideale Drehort für die Bibliotheksszenen im ersten Film sowie im vierten Teil („Der Feuerkelch“). Weil das Areal weitläufig ist, sollte man präzisieren: Die Dreharbeiten fanden im Bereich der Duke Humfrey’s Library statt, während die Divinity School in den ersten Filmen zum Krankenflügel von Hogwarts umfunktioniert wurde.

Ein Muss für Fans sind auch die Warner-Brothers-Studios, rund 30 Kilometer nordwestlich von London in Leavesden gelegen. Hier entstand der größte Teil aller Filmszenen. Nach Ende der Dreharbeiten wurde aus den Tausenden Requisiten und vielen Kulissen eine Art Museum. Tiefer als hier kann man nirgendwo in die Potter-Welt eintauchen. Selbst wer kein Potterhead ist, wie sich die Fans des Zauberers bezeichnen, wird fasziniert sein von dem Detailreichtum und den technischen Tricks, die verraten werden.
Filmstudio-Tour früh buchen
Die Studios sind per Zug von Eusten Station nach Watford Station bequem zu erreichen. Von dort aus bringt ein Shuttlebus die Besucher nach Leavesden. Billig ist der Eintritt aber nicht: Das Ticket für Erwachsene ab 16 Jahren startet bei umgerechnet rund 65 Euro.
Karten können ausschließlich im Voraus gebucht werden. Die Betreiber achten darauf, dass die Studios nicht zu voll werden, um die magische Atmosphäre nicht zu zerstören. Gerade in den Ferien sind viele Termine früh ausgebucht. Man sollte also schnell sein – so wie Harry Potter beim Quidditch, wenn er den Goldenen Schnatz fängt und Gryffindor damit zum Sieg verhilft.
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Fotos Wolfgang Hörner, iStockphoto